Offshore Windenergie

  • Im Heft 35/2012 beschreibt der "Spiegel" in einem Artikel die technologische Unreife der derzeitigen Offshore Windparktechnik. Als wesentliches Problem werden die "HGÜs" - die Hochspannungsgleichstromübertrager - genannt. Da die Windparks zu weit von der Küste und damit den Drehstromverteilern an Land stehen, ist für eine möglichst verlustfreie Übertragung Gleichstrom notwendig. Diese HGÜs sind aber kaum erprobt. Es gibt Probleme mit der Verbindungstechnik. Desweiteren werden die bekannten Probleme horizontaler Windturbinen auf hoher See angesprochen. Insbesondere der aufwändige Aufbau und der dazugehörige Service, die am Windpark notwendigen Gleichrichterstationen, langfristige Belastung durch Wind und Meerwasser, Massen-Vogelschlag bei Windparks. Es ist interessant, warum man sich ohne technologische Alternative in solche Mega-Investments stürzt. Die Nutzung von Vertikalturbinen, die bei o.g. Problemen wesentliche Vorteile aufweisen, wurde fast nie diskutiert. Wie sind die Probleme zu lösen?

  • „Die größten Probleme bereiten die HGÜ-Steckdosen. Es sind riesige Konverterplattformen, die direkt neben den Windparks stehen. Sie sammeln den dort gewonnenen Wechselstrom ein, formen ihn in Hochspannungs-Gleichstrom um und schicken ihn mit langen Leitungen an Land (siehe Grafik Seite 119).


    Die Briten und Dänen bauen ihre Anlagen viel näher an die Küste. Deshalb brauchen sie kein HGÜ. Die Deutschen dagegen, die den Horizont nicht mit Propellern verschandeln wollen, müssen ihren Ökostrom durch bis zu 200 Kilometer lange Seekabel schicken. Das geht nur mit Gleichstrom, sonst wären die Verluste horrend.“ (Wunschwelt im Wasser. D E R S P I E G E L 3 5 / 2 0 1 2, S. 120 )


    In diesem Zitat steckt der womöglich wichtigste Konflikt und Widerspruch. „Die Deutschen“ wollen angeblich nicht ihren Horizont mit Propellern verschandeln – gemeint werden hier wohl ein paar Zehntausende von Anrainern. Aber dieses Argument ist absurd, vergleicht man es mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 und anderen Kolossen. Und die Entfernung von 200 km - ist in jeder Hinsicht viel zu viel.


    Was wollen die Deutschen weniger gern sehen – Propeller auf dem Meer oder verdreifachte Stromrechnungen?


    Am Ufer und auf dem Land gibt es Tausende von Windkraftwerken, die vermutlich keinen stören und die Aussicht irgendwie nicht behindern - jedenfalls nicht so sehr, um sie 200 Meilen weit von zu Hause zu entfernen. Seit wann dominieren in Deutschland ästhetische Erwägungen über die wirtschaftliche Kalkulation?


    Vielleicht ist es nicht zu spät, napoleonische Pläne aufzugeben und mit Küstengemeinden über einen angemessenen Ausgleich für entstehende "Unannehmlichkeiten" zu verhandeln? Es wird Dutzende Male billiger ausfallen als die Fortsetzung des Projektes mit den folglich verdoppelten Strompreisen für ganzes Land.

  • Der Standort (Entfernung zum Verteilernetz) ist sowohl ein technischer als auch ein politischer Parameter. Soll die Entfernung beibehalten werden, ergibt sich für die Problemlösung eine erschwerende Rahmenbedingung. Die technischen Probleme des HGÜ sind bei systemischer Betrachtung (Hauptfunktion) durch die Notwendigkeit eines Gleichstromtansportes gegeben. Solaranlagen produzieren per se Gleichstrom, und haben dieses Problem nicht (siehe Projekt Desertec). Um eine Funktionsintegration in das Hauptsystem zu realisieren, wären Gleichstromgeneratoren in der Turbine eine ideale Lösung. Für Kleinwindanlagen ist dies teilweise schon realisiert. Das Problem sind hier die Bürsten zur Gleichrichtung. Innovationsanstrengungen in Richtung Gleichstrommaschine für Offshore-Turbinen sollten daher ganz oben stehen. Auch hier haben Vertikalläufer Vorteile.